HexenZeitreisenSklavereiMischmasch

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Mööök.

Doppel-Mööök-Gold.

Eine Hexe aus dem 17. Jahrhundert reist direkt vom Scheiterhaufen in eine Strandparty im Jahr 2018. Von dort aus will sie ihren Liebsten retten, den sie in der Vergangenheit hat sterben sehen.

Uiiiii. Coole Storyline. Könnte man meinen. Aber der frisch erschienenen Netflix-Serie „Siempre Bruja“ („Einmal Hexe“) fehlt es irgendwie an Allem: Charme, einer schlüssigen Story, überzeugenden Darstellern. Schon direkt am Anfang ist eigentlich klar: Der nette Gefangene, der so uneigennützig hilft, ist eigentlich der Böse. Jaaaaa, gespoilert. Verklagt mich doch.

Ich möchte möchte möchte die Serie soooo gerne mögen. Es gibt das Liebespaar, den witzigen Sidekick, die Freunde… aber irgendwie kommt alles ganz plötzlich und stapelt sich ohne Kitt aufeinander.

Dabei gibt es auch durchaus launige Momente:

„Scheiterhaufen existieren nicht mehr.“

„Wie werden Zauberer DANN bestraft?“

„Es gibt hier keine Todesstrafe.“

„Keine Todesstrafe? Was ist das denn für eine Justiz?“

„Das nennt man Menschenrechte.“

„Menschenrechte? Wer hat denn sowas Blödes erfunden?“

Dennoch sind solche Momente selten und können nicht die Szenen wieder wett machen, in denen den Helden im Klassenraum auffällt, dass eine der Protagonistinnen fehlt und man „mal eben“ im Unterricht versucht, sie anzurufen. Whoooot? Künstlerische Freiheit – Ja. Aber das hier ist einfach nur total albern.

Außerdem hat die Serie mit Übersetzungsfehlern zu kämpfen. Das Original ist Spanisch. Da meins allerdings nur für den Einkauf auf dem Markt im mallorquinischen Santanyi reicht, läuft die englische Tonspur mit deutschen Untertiteln (denn auch das Verhältnis Geräusch/Sprachspur lässt teilweise zu wünschen übrig). Und da stellt der geneigte Zuschauer dann fest: Nicht immer ist die deutsche Übersetzung die dessen, was da gesprochen wird.

Ich hatte mich auf eine launige Hexenserie gefreut. Bekommen hab ich schöne Bilder aus der Karibik. Kann man machen. Muss man nicht.

Mööök.

Foto: Netflix

Über starke Frauen

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Die Sklaverei ist noch nicht so lange abgeschafft, als dass sich keiner mehr an sie erinnert – und die Weltwirtschaftskrise ist noch nicht ausgebrochen, wirft aber ihre Schatten voraus. In dieser Zeit des Umbruchs hat Deb Spera ihr Buch „Alligatoren“ angesetzt.

Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, treffen durch eine Verästelung des Schicksals aufeinander: Gertrude, mit vier Kindern und einem Säufer und Schläger als Mann; Annie, die Plantagenbesitzerin, die eins ihrer Kinder verloren hat; und Oretta, die schwarze Haushälterin, die als erste in ihrer Familie nicht als Sklavin geboren wurde.

Enttäuscht und desillusioniert existieren sie vor sich hin, überleben mehr als dass sie leben. Aber gleichzeitig sind sie auch willensstark und bereit, für ihre Kinder alles zu geben und nicht den Kopf in den Sand zu stecken:

Du musst das Licht finden. Ein Loch kann dich beschützen, aber du kannst nicht ewig in so einem Loch bleiben. Was dunkel ist, muss ans Licht kommen. Jeder Mensch braucht die Sonne.

Die Besonderheit des Buches liegt darin, zu zeigen, dass Probleme gesellschaftsübergreifend sind und es am Ende egal ist, ob man reich oder arm ist. Das Schicksal trifft jeden unabhängig von seiner Zugehörigkeit und schert sich einen Dreck darum, wer den größeren Puffer zum Auffangen hat.

Immer wieder hatte ich beim Lesen Momente, in denen man die Figuren am liebsten schütteln würde, um sie früher als geplant in die richtige Richtung zu schubsen. Aber das Geflecht spinnt und entspinnt sich langsam und offenbart die Stärke der Charaktere.

Foto: privat

Die lange Reise nach Europa

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Europas Grenzen sind dicht. Der reiche Kontinent hat sich abgeriegelt und erlaubt nur noch wenigen Flüchtlingen die Einreise. Die nordafrikanischen Staaten werden dafür bezahlt, dass sie niemanden durchlassen. Die Folge: Riesige Flüchtlingslager, in denen Hunderttausende von Menschen mehr vegetieren als leben – immer noch voll der Hoffnung, doch noch irgendwann Europa zu erreichen.

Soweit das Ausgangsszenario des Buches „Die Hungrigen und die Satten“ von Timur Vermes. Seine Heldin, eine naive (oder eher: tumbe) Moderatorin, will eins dieser Lager besuchen. Was als Doku beginnt, wird zuerst zu einer Castingshow und schließlich zum Auszug Hunderttausender gen Norden – immer begleitet von Kameras.

Wie auch in seinem Debüt Er ist wieder wieder da erschafft Timur Vermes eine Situation, die unserer sehr ähnlich ist und lässt sie sich im Laufe der Erzählung immer weiter zuspitzen. Die Erlebnisse der Beteiligten – Moderatorin, Guide, Programmverantwortlichen etc. – wechseln dabei vom Realistischen über das Tragische bis hin zum Absurden; teilweise fühlte ich mich beim Lesen wie in einem Kammerspiel.

Vermes hat mit „Die Hungrigen und die Satten“ ein aktuelles Thema aufgegriffen, dass die Tragik der momentanen Flüchtlingslage nicht nur anreißt, sondern auf bizarre Weise weiterführt. Man reflektiert beim Lesen nicht nur, wie man die Situation an sich findet, sondern wie man aus ihr rauskommt – und zwar so, dass möglichst jeder möglichst viel davon hat. Vermes hält uns einmal mehr einen Spiegel vor, in den man teilweise nur ungern blickt.

Foto: Bastei Lübbe

Zurück nach Faldors Farm

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Schnappatmung!

Das war meine erste Reaktion auf die Ankündigung, dass die Belgariad-Saga neu aufgelegt wird. Mitte der 90er, gegen Ende meiner Schulzeit, bin ich auf sie gestoßen und habe sie förmlich verschlungen. Die Saga ist eine Mischung aus traditioneller Fantasy und Coming-of-Age-Geschichte – vor allem aber besticht sie mit ihrem Humor und ihren fein gezeichneten Charakteren.

Kurz zum Inhalt: Garion wächst im friedlichen Sendarien auf einer Farm auf. Seine einzige Verwandte ist Tante Pol. Sein Leben nimmt allerdings eine plötzliche Wendung, als er sich mit ihr, dem Schmied Durnik und dem alten Geschichtenerzähler Wolf aufmachen muss, um etwas zu finden, was gestohlen worden ist. Was, das will ihm niemand sagen.Stück für Stück werden die weiteren Abenteurer eingeführt, die immer nur einen Teil zum Puzzle beitragen (können) – allen voran mein Lieblings-Charakter Silk, ein Händler/Prinz/Schmuggler/Kämpfer/Schlawiner, der für jede Situation die passende Vorgehensweise auf Lager hat.

Nun also ist die Belagariad neu aufgelegt worden. Laut Verlag wurde der Text etwas modernisiert und der heutigen Sprache angepasst. Beim Lesen selbst fällt das nicht auf. Die Änderungen sind minimal und stören den Lesefluss nicht. Nur beim direkten Vergleich bemerkt man sie:

Als die Welt noch jung war, lebten die sieben Götter in Harmonie, und die Völker der Menschen waren eins. (Neuauflage Blanvalet 2018)

Als die Welt noch neu war, lebten die sieben Götter in Harmonie, und die Rassen der Menschen waren wie ein Volk. (Auflage Bastei Lübbe 1998)

Die leichten Anpassungen sind so klein, dass sie nicht ins Gewicht fallen. An der zauberhaften Atmosphäre der Geschichte ändern Sie nichts.

Auch 25 Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Garion, Pol und Belgarath hat die Geschichte nicht von ihrer Magie eingebüßt. Es ist, als käme man heim: Zurück auf Faldors Farm, zurück in Tante Pols Küche, in der man ihr duftendes Essen schon von weitem riechen kann, zurück in die Gasthäuser am Wegesrand, in denen sich neben den Helden auch allerhand Gesindel und Feinde tummeln. Ich liebeliebeliebe den Humor von David Eddings – die Charaktere frotzeln miteinander und liefern sich wundervolle Wortgefechte. Die Beziehungen sind teils tief verwurzelt, teils bauen sie sich erst auf – aber die Gruppe um Garion ist ein Zusammenschluss, der perfekt harmoniert. Dazu kommt die ausgeklügelte Geschichte, die langsam immer mehr Facetten zu Tage dringen lässt.

Womit ich mich schwer tue, ist der Untertitel des ersten Bandes. Dieser heißt „Die Gefährten.“ Momentdemal. Kennt man doch. Richtig: Auch das erste Herr-der-Ringe-Buch heißt so. Hier hat sich der Verlag nicht wirklich einen Gefallen getan, man denkt sofort: Da hat aber einer abgekupfert. Das finde ich schade. Nun haben sich die bisherigen Übersetzungen des Originaltitels „Pawn of Prophecy“ auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert („Die Prophezeiung des Bauern“ und „Kind der Prophezeiung“), aber ich hätte mir gewünscht, dass man doch etwas länger über den Titel gebrainstormt hätte. Dennoch: Dies ist der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Ok – bis auf: Dass es noch bis September 2018 und März 2019 dauert, bis die nächsten beiden Bände rauskommen.

Besonders gut gefällt mir das Cover. Es wirkt deutlich „erwachsener“ als die Reihe aus dem Bastei-Lübbe-Verlag. Die Farben sind zurückhaltend und aus einem Farbspektrum. Meine 1998er-Version ist vom Lesen schon so vergilbt, dass ich mich freue, bald die neue neben ihr stehen zu haben. Und nein, die alte wird nicht weggeschmissen. Zu viele Erinnerungen sind mit ihr verbunden.

Die Belgariad-Saga ist eins der wenigen Bücher, die ich regelmäßig immer wieder gelesen hab – einfach, weil sie so ein wohliges Gefühl hinterlässt.Das Cover der Neuauflage. Hinten rechts: meine heißgeliebte, mittlerweile arg vergilbte 1998-er Auflage

Foto: privat

Der Hype um die Magd

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Endlich – endlich bin ich mal wieder dazu gekommen, ein Buch zu lesen. Vor dem Hintergrund der Serie „The Handmaid’s Tale“, die ich noch auf meiner To-Guck-Liste habe, wollte ich zumindest vorher noch das Buch lesen. Immerhin ist es ein moderner Klassiker der Dystopien.

Was mich ja schon wieder *sehr* gefreut hat (Nicht!), ist die Erzählperspektive: Die Ich-Erzählerin. Mir ist bewusst, dass die Autorin Margaret Atwood sie gewählt hat, um dem Leser die Empfindungen der Hauptperson deutlich zu machen – aber ich mag diese Perspektive schlichtweg nicht.

Die Erzählerin Desfred, die eigentlich nur eine Gebärmaschine in einem christlich-fundamentalistischen Staat der nahen Zukunft ist, erzählt von der Welt, in der sie lebt – und in der sie als sogenannte „Magd“ keine Rechte besitzt.

Die Welt, in der sie lebt, wird beängstigend anschaulich geschildert, mit allen grotesken Ideen, die der fundamentalistische Staat hervorgebracht hat. Die Vorstellung, dort leben zu müssen, erzeugt Schrecken und Unglauben. Die Beschreibung des Status Quo zeigt eine totalitäre Gesellschaft, die so auf vermeintlich biblische Werte beharrt, dass sie vergessen hat, was es heißt, christlich zu sein.

„Der Report der Magd“ zeichnet eine düstere und angstvolle Zeit, in der ich persönlich nicht leben will. Sie wird schnörkellos beschrieben und erweckt vermutlich deswegen diesen kalten Schauer auf meinem Rücken.

Was mir nicht gefallen hat, war der Umgang der Protagonistin mit ihrem Schicksal. Ihrer Erzählung nach muss die Übernahme der Welt, wie wir sie kennen, durch den totalitären Staat sehr schnell gekommen sein. Sie selbst hat noch in „unserer“ Welt studiert, gearbeitet, einen Mann geheiratet und ein Kind bekommen. Dann kam der Umbruch. Der Zeitabschnitt dazwischen ist nicht lange her, dennoch nimmt Sie ihre neue Welt völlig selbstverständlich hin. Sie wundert sich zum Beispiel nur sehr leicht über die Exekutierten, die an einer Mauer hängen, weil sie ein vermeintliches Verbrechen begangen haben. Sie nimmt alles sehr klaglos hin, beschwert sich nur bei sich selbst, handelt aber nicht wie jemand, der Ungerechtigkeit empfindet und ihr zu entfliehen versucht.

Insgesamt macht sie auf mich den Eindruck einer willentlichen Mittäterin, weil sie sich für meinen Geschmack einfach zu passiv verhält. Das mag ihrer Entmündigung als Frau geschuldet sein, hinterlässt bei mir jedoch den faden Beigeschmack einer Frau, die sich zu sehr fügt und zu wenig aufbegehrt.

Foto: privat

Von Göttern und anderen Typen

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Groß wurde sie angekündigt – die neue Serie „American Gods“, die seit zwei Wochen bei Amazon Prime Video verfügbar ist (buuuh: ganz old-school-mäßig jede Woche EINE neue Folge). Nach zwei Wochen bin ich immer noch unschlüssig, wie ich sie finden soll.

Eigentlich ist die Idee einer Welt, in der die alten Götter der Griechen, Afrikaner, Indianer und Wikinger überlebt haben, ja genau mein Ding. Und Ian McShane mag ich eh gerne. Aber irgendwie werde ich mit der Serie nicht warm. 

Die Hauptpersonen sind bekannt (aus dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman), aber im Gegensatz zum Buch, wo eine Menge der eigenen Phantasie überlassen wird, werden die Bilder bei der Serie natürlich vorgegeben. Und das ist mein Problem: Viele der Darstellungen (Kämpfe, Träume…) sind in einem düsteren Comic-Stil gehalten, der mich an den Film „Sin City“ erinnert und den ich leider gar nicht mochte. Slow-Motion-Sequenzen sollen den Anschein besonderer Dramatik erwecken, sorgen bei mir jedoch für Genervtheit. So was gab es halt einfach schon zu oft zu sehen. 

Insgesamt bleibt bei mir der gleiche fade Beigeschmack wie bei der Serie „Preacher“: Ich möchte sie mögen, bekomme es aber nicht hin. 

Für das Buch lautet die Empfehlung aber uneingeschränkt: Lese-Tipp! Ich mag die Charaktere und ihre Darstellung. Irgendwie hat dort jeder – Götter wie Sterbliche – sein Päckchen zu tragen. 

Foto: http://www.luebbe.com

Foto: http://www.starz.com

Barbara ist krass

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Barbara. Ein schlimmer Name. Ich assoziiere damit immer eine Frau in den 50ern mit braunen, lockigen Haaren (die keiner stylischen Ordnung folgen) und einer dunklen Hornbrille (aber nicht eine von der nerdig-coolen Art!). Ob die Barbara, die guerillia-mäßig Zettel- und Plakatbotschaften in den Städten verteilt, genauso aussieht, mag ich nicht sagen – denn: Niemand weiß, wie sie aussieht. Barbara ist geheimnisvoll, ihre Botschaften sind aber so klar, dass sie einen treffen – entweder ins Herz oder ins Humorzentrum. Oder aber: an einer persönlichen, verwundbaren Stelle.

Das erste Mal aufgefallen ist sie mir, als ich ein Foto von einem ihrer Zettel auf facebook gesehen hab: Auf einem Stromkasten stand unter dem üblichen „Bekleben verboten“ das schelmische „Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle“. So einfach, so banal – und doch so wundervoll. Kein Wunder, dass es diese Aktion auf den Titel ihres ersten Buches gebracht hat.

Jetzt ist Buch Nr. 2 erschienen: „Hass ist krass – Liebe ist krasser“.

Hier hat sie sich, so scheint mir, vor allem Pegida, AfD und Co. vorgenommen. Mit deutlichen Worten macht sie klar, was sie von dieser Art der angeblichen „demokratischen Meinungsäußerung“ hält:

2000 Jahre lang war die Volksfront von Judäa die jämmerlichste Bürgerbewegung der Welt. Doch dann kam Pegida.

Barbara bringt es auf den Punkt. Ihre Botschaften sind klar, kurz und stimmig. Sie sind eine feine, moralische Nadel an der richtigen Stelle. Und sie machen auch einfach mal Spaß.

 

Foto: Lübbe

Foto: Lübbe

 

…immer diese Wiedergeburten!

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Sterben finden die meisten Menschen wohl doof – einfach, weil danach entweder alles vorbei ist oder man nicht weiß, ob und wie es weitergeht. Bei Harry August ist das anders. Wenn Harry stirbt, wird er wiedergeboren – immer wieder und wieder zum selben Zeitpunkt an der selben Stelle. Mittlerweile hat er das fast ein Dutzend Mal erlebt. Immer behält er alles, was er in seinen vorherigen Leben gelernt und erlebt hat und vergrößert so sein Wissen und seine Kenntnisse. 

Doch eines Tages ist alles anders. Ihm wird mitgeteilt, dass das Ende der Welt bevorsteht und er es verhindern soll. Und da das Ereignis, was nur grob bekannt ist, zu Beginn des 20. Jahrhunderts stattfindet, ist klar: Harry hat die besten Chancen, es zu verhindern. Daher ist die Aufgabe klar: Sterben und versuchen, die Welt zu retten. 

Ich hab mich beim Lesen etwas schwer getan. Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, und die find ich einfach nicht so pralle. Mich nervt, dass man mir als Leser so nur eine Perspektive bietet. 

Die Geschichte an sich ist aber flüssig und spannend, auch wenn ich finde, dass die Erinnerungen an die vergangenen Leben manchmal etwas zu langatmig waren.

Insgesamt nicht die Erfindung des Wiedergeburt-Roman-Rades, aber dennoch gelungen und nett zu lesen. 


Bild: Lübbe

Schabernack mit dem Kind

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Uuuuuh! Endlich wieder ein Buch mit vielen Bildern!

Dave Engledow macht sich einen Spaß daraus, das Leben mit seiner Tochter zu beschreiben – und zwar in Situationen, in denen Mutti die beiden lieber NICHT sehen möchte: z. B. beim Handwerken oder Grillen.

Die Fotos von den abstrusen Situation sind dabei sehr lustig geworden – ich bin sicher, der Autor und seine Freunde (oder wen auch immer er dafür bezahlt hat), die dabei teilweise mitmachen konnten, hatten viel Spaß. 

Wie ein Tagebuch des Schabernacks aufgebaut gibt es zu den einzelnen Fotos kurze Geschichten. Und hier liegt für mich der Hase im Pfeffer: Diese Geschichten sind für meinen Geschmack häufig zu lang. Das Foto an sich ist schon so aussagekräftig, dass es nicht eine ganze Seite Erklärung zu gebraucht hätte – hier wird leider eher was kaputtgemacht als dass es unterstützend wirkt. 

Dennoch: „Papa allein zu Haus“ ist ein schönes und kurzweiliges Mitbringsel, das man gerne mal an einen frischgebackenen Pap verschenken kann. 


Foto: Heyne / Random House

Ich Katze. Du Diener.

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Ein Katzen-Buch! Ein Katzen-Buch!

Nachdem mich der letzte Katzen-Roman ja zu alles anderem als Freudensprüngen angeregt hat, hab ich endlich ein hübsches Buch gefunden, das Katzen-Fans aus der Seele sprechen wird.

Edgar, der Kater, schreibt sein Tagebuch. Nun gut, eigentlich schreibt er über seine Tage in Gefangenschaft. Aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein.

Edgar zieht eines Tages unfreiwillig bei seiner Familie ein. Vater, Mutter, zwei Kinder und ein Hund (ein bisschen dumm. Aber so sind Hunde nun mal…). Er mag sie nicht. Ständig gängeln sie ihn, wollen ihn knuddeln oder schleifen ihn zum Tierarzt. Kein Wunder, dass Edgar sich wehren muss:

Heute Morgen habe ich knallhart durchgegriffen: Ich habe eine Maus enthauptet und ihre Leiche auf dem Bett der Eltern Trottel platziert. Etwas barbarisch, ich weiß, aber nur so kann ich meinen Kerkermeistern klarmachen, wozu ich fähig bin.

Die Mission ist leider jämmerlich gescheitert. Anstatt dass die beiden vor Entsetzen erstarren, waren sie ganz entzückt und ergingen sich in dämlichen Lobpreisungen: „Was für ein braver Kater, so ein guter Jäger!“ Ich fürchte, ich muss mit meiner Gewaltbereitschaft noch einen Schritt weiter gehen…

 

Überhaupt ist das Verhältnis Mensch-Katze geprägt von Missverständnissen…

Sind die jetzt vollkommen übergeschnappt? Warum schleppen die einen Baum ins Haus? Und verkleiden ihn wie einen Transvestiten im Kabarett von Chez Michou?Und was sollen all diese bunten Kugeln und Girlanden? Eigentlich ist es ja ganz lustig, das ist bestimmt ein neues Spielzeug für mich. (…) Ich werde ihn sofort erklimmen.

Und hopp, Vorsicht da unten!

Ach, wie ärgerlich, jetzt ist er umgefallen, und alle Kugeln sind kaputt.

Warum schreien mich auf einmal alle an? (…) Da schenken sie mir ein Spielzeug, und ich darf mich nicht damit amüsieren.

 

Und auch gesellschaftlich hat Edgar einiges zu sagen:

Ich bin keine Rassekatze. (…) Für mich sind sämtliche Rassen auf dieser Welt gleichwertig… bis auf Hunde, Schnabeltiere und Menschen, die sind uns selbstverständlich unterlegen.

 

„Ein Katerleben“ ist ein kleines, aber charmantes Buch mit vielen kleinen Beobachtungen der Menschen und ihrer Verhaltensmuster. Und natürlich erklärt Edgar, warum Katzen in einem Moment gekrault werden möchten und im nächsten die Krallen ausfahren.

Vor allem Katzenfans werden Freude an ihm haben, der Rest wird zumindest immer mal wieder schmunzeln. Besonders gelungen finde ich die kleinen Zeichnungen, die das Buch aufpeppen und die einem sehr deutlich machen, wie genervt Edgar von seiner Familie ist.

Lübbe_Ein Katerleben