Was. ein. Schmöker!
„Lists of Note“ ist wahrlich kein Leichtgewicht. Im A4-Format, dick, mit Hardcover, liegt es schon seit ein paar Tagen bei mir auf dem Schreibtisch. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, das Buch zu lesen. Und wie bei seinem Vorgänger „Letters of Note“ fiel es mir wirklich schwer, es aus der Hand zu legen.
Der Herausgeber Shaun Usher hat verschiedene Listen aus allen möglichen Jahrtausenden (ja: JahrTAUSENDEN) zusammengetragen und sie mit einem kurzen Einleitungstext versehen. So finden sich darin zum Beispiel sehr hilfreiche Tipps für Frauen, was sie auf dem Fahrrad unterlassen sollten (1895):
Kleiden Sie sich nicht wie eine Vogelscheuche.
Fallen Sie nicht auf offener Straße in Ohnmacht.
Schreien Sie nicht, wenn Sie einer Kuh begegnen. Wenn sie Sie zuerst sieht, wird sie davonlaufen.
In die gleiche Kerbe schlägt eine Zeitschrift für junge Damen (1830):
Sind diene Hände und Arme schön, so spricht nichts dagegen, Harfe zu spielen, sofern du das Instrument beherrscht. Sind sie eher plump geraten, so widme dich besser der Gobelinstickerei.
Überhaupt sind die meisten Listen aus der heutigen Sicht meist mit einem Schmunzeln zu sehen, so auch der Versuch des Autors F. Scott Fitzgerald, das Wort „cocktailen“ zu konjugieren (1926):
Konjunktivischer Irrealis: Ich hätte gecocktailt gehabt haben müssen.
Ich wusste gar nicht, was es alles für Fälle gibt! Auch schön ist seine Aufstellung für Truthahnrest-Rezepte (Datum unbekannt):
Truthahn à la Francais: Einen großen, reifen Truthahn zum Braten vorbereiten und mit alten Uhren und Ketten und Affenfleisch füllen. Anschließend wie Cottage-Pudding zubereiten.
Ganz großes Kino!
Spannend fand ich auch die Arbeiterfehlzeiten mit Begründung aus Ägypten (unbekannter Autor, ca. 1.250 v. Chr.):
Inhurkhawy: 4. Frühlingsmonat, 17. Tag (Menstruation der Ehefrau),
Amenemwia: 3. Wintermonat, 6. Tag (Einbalsamierung des Leichnams seiner Mutter)
Und die Neugier-Liste des Universalgelehrten Leonardo Da Vinci hat mich besonders beeindruckt – er hat 1489 aufgeschrieben, welche Dinge am menschlichen Körper er noch erforschen will:
Schließen der Augenlider
Spitzen der Lippen
was ist Niesen
Hunger
Schlaf
Insgesamt ist „Lists of Note“ ein sehr kurzweiliges und spannendes Buch. Es zeigt persönliche Momente bekannter Persönlichkeiten, aber auch alltägliche Begebenheiten und absurde Ideen. Vor allem als Geschenk macht es wirklich was her. Mir hat es vor allem gefallen, weil der Mix stimmt. Es wird nicht langweilig, sondern hat immer wieder eine neue Überraschung parat.

Foto: Heyne