Der liebe Gott und die Cloud

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Tolle Haptik. Das war das erste, was mir auffiel, als ich “Vorzimmer zum Paradies” auspackte. Der Einband ist nicht glatt und aus Papier, sondern aus Gewebe. Fasst sich schon mal hochwertig an.

Die Story: Simon ist 50, verheiratet, und Vater eines pubertierenden Sohnes. Auf der Arbeit surft er gerne mal im Internet – auch auf Schmuddelseiten. Was man halt so auf der Arbeit macht. Als er während der Vorbereitung zu einem Interview ein paar unbedachte Sachen sagt, wird genau diese Sequenz online gestellt – und jeder denkt, Simon wäre ein Macho, wie er im Buche steht. Seine Umgebung schneidet ihn und macht ihm Vorwürfe… für ihn überhaupt nicht nachvollziehbar. Dann aber stirbt er versehentlich, als er von einer Leiter fällt. Allerdings erfährt er im himmlischen Wartesaal: Auch im Himmel gibt’s Internet – und die himmlischen Heerscharen wissen genau, was Simon online so alles getrieben hat…

“Vorzimmer zum Paradies” ist ein ironischer Roman, bei dem man sich regelmäßig dabei erwischt, sich zu fragen, was man eigentlich selbst so an peinlichen oder nicht für die Öffentlichkeit gedachten Mails geschrieben hat. Benoît Duteurtre hat ein schelmisches Stück abgeliefert, das Spaß macht. Er schreibt kurzweilig, und man schaut Simon gern dabei zu, wie er sich windet und hofft, dass seine kleinen Sünden nicht zu schwer wiegen. Dazu überrascht auch der Blick in den Wartesaal des Himmels… ich sag mal so: Wer denkt, dass er beim Beantragen eines neuen Persos Nerven lassen musste, der sollte lieber nicht im Himmel landen…

Foto: privat

The Returned. WIRKLICH unheimliche Zombies

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Whoop Whoop!

Ich hab ja schon Sorge gehabt, dass diese extrem fantastische französische Serie keine 2. Staffel mehr bekommt, nachdem die Amis „The Returned“ für den US-Markt adaptiert haben und mit „Resurrection“ eine ähnliche Serie auf den Markt kam.

Aber jetzt ist es amtlich: „The Returned“ kommt im Herbst zurück. Wann die 2. Staffel in Deutschland startet, ist noch nicht klar. Aber klar ist: Ich bin dabei!

„The Returned“ ist eine sehr düstere Zombie-Serie. Die Zombies sind keine typischen mir-fällt-gleich-was-von-meinem-Körper-ab-Kreaturen, sondern kommen in dem Zustand wieder, in dem sie gestorben sind (meist gewaltsam, aber der Körper weist diese Spuren nicht auf). Sie sind eher die altmodischen „Wiedergänger“ und wissen nicht, dass sie tot sind. Als sie es von den ziemlich verstörten Freunden und Familienmitgliedern erfahren, bringt das entsprechende Probleme mit sich.

Das französische Original hat mich überrascht – im mehr als positiven Sinn. Die Serie ist von den Bildern eher dunkel gehalten, gespenstisch und unheimlich. Gewalt gibt es so gut wie keine, der Horror spielt sich mehr im Kopf ab. Vor allem wenn der Junge Victor, der über weite Strecken der Serie stumm bleibt, mit großen Augen auf die junge Frau starrt, die sich seiner annimmt, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Eine erfreulich Abwechselung zu „The Walking Dead“, der ich leider trotz guten Willens nichts abgewinnen kann.

Ich freu mich also wie Bolle auf die 2. Staffel!

Hier geht`s zum Trailer der 2. Staffel

Foto: Canal+

Bosch. Der Polizist. Nicht die Waschmaschine

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Seit ein paar Wochen lächelt mich das Teaser-Bild an. „Bosch“ ist eine Amazon-Serie, die sich um einen Polizisten in L.A. dreht. Laaaaangweilig, könnte man denken. Ich eigentlich auch. Denn Polizei-Serien gibt es ja nun echt wie Sand am Meer. Egal ob die guten alten „Chips“, „Cagney & Lacey“ oder auch die modernen Serien der 2000er, wie „The Shield“ oder die „Law & Order“-Reihe. Und selbst für Comedy-Fans ist mit Serien wie „Castle“ was dabei. Eigentlich ist der Markt also übersättigt.

Eigentlich.

Denn „Bosch“ hebt sich in meinen Augen von den anderen Sachen, die im Fernsehen laufen, deutlich ab. Da ist der Protagonist, der eigentlich ein guter Kerl sein will, aber häufig an der Realität scheitert… nicht so, dass es tragisch ist, aber zumindest so, dass man ihm wünscht, eine kleine Fee käme vorbei und würde etwas Glitzerstaub über ihm verteilen. Harry Bosch ist geschieden, seine Frau und seine Tochter leben beim neuen Mann, der auch noch nett ist. Zu seinen Kollegen hat er ein gutes Verhältnis. Allerdings ist er bei seinen Untersuchungen oft etwas unkonventionell. Nein, nix mit übertriebener Gewaltausübung, aber zumindest mit einer weiten Auslegung der Richtlinien. Das bringt ihm nicht unbedingt Freunde ein.

Irgendwie schwebt Bosch so durch die Gegend, immer auf der richtigen Spur, mit dem guten Gespür für die richtige Gesprächsführung mit Zeugen und Verdächtigen. Er ist nicht laut oder aufgeregt, aber straight.

Die Stimmung der ganzen Serie geht damit einher: Langsame, ruhige Bilder von L.A. aus verschiedenen Blickwinkeln. Dazu ein leichter Jazz-Sound, der die Titelmelodie übernimmt. Titus Welliver spielt den Titelhelden sehr unaufgeregt und klar. Manchmal würde ich gern den inneren Monolog hören, dem man der Figur immer mal wieder ansieht.

Ein echtes Prunkstück unter den Polizei-Serien.

Die erste Staffel läuft auf Amazon Instant Video. Eine zweite Staffel ist bereits bestellt.

(Und übrigens: Ich hab die deutschen Polizei-Serien bewusst rausgelassen. Ich kenne keine, die mir wirklich gefällt. Und den „Tatort“ halte ich für überschätzt.)

Foto: Amazon

Foto: Amazon

Katzen-Content ist nicht immer gut…

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Mit Katzenvideos kriegt man mich ja sofort! Die SIND aber auch süß, wenn sie fluffig und tapsig durch die Gegend kullern und sich doof anstellen. Hätte ich keine Katzenallergie, würde ich mit 80 als Katzen-Lady enden. So eine wie bei den Simpsons. 

Daher hab ich mich auf „Die Katze, die Gedanken las“ sehr gefreut. Krimi mit Katzen ist jetzt nicht die Neuerfindung des Rades, aber was soll’s. Das Buch gehört zu einer Serie mit abgeschlossenen Storys, daher war meine Sorge, dass der Neu-Leser vielleicht verwirrt ist, wenn er in eine eigentlich schon bekannte Welt eintaucht. 

Und was soll ich sagen: Genau so war’s. Bis Seite 33 wurden gefühlt 75 Personen vorgestellt. Einige davon waren offenbar schon aus anderen Romanen bekannt. Mir sagten sie nix. Und auch die Insider-Andeutungen, was die Verhaltensmuster der Katzen betrifft, konnte ich nicht verstehen. Über Seite 33 kam ich daher auch nicht hinaus. Schade. 

Kurz was zur Story: Frau stirbt bei Proben zu „Cats“ am Stich einer Biene. Die Katze wittert Ungereimtheiten, ihr Dosenöffner, ein Journalist, ermittelt. 

Nochmal: Schade. 

  
Foto: privat

„Tut“ – die Wiederentdeckung der Ägypter

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„Cleopatra“, „Die Zehn Gebote“… die Zeit der Monumentalfilme, die in und rund um Ägypten spielen, waren die 50er und 60er Jahre. Gefühlt kam für mich danach nichts mehr, was wirklich in Erinnerung blieb. Irgendwie war die Epoche nicht mehr sexy genug. 

Mit „Tut“ hat man jetzt offenbar Ägypten als Serienstoff wiederentdeckt. 

Ein bißchen was an Geschichte, schöne Menschen (inkl. Return of the man-bun), nackte Haut, ganz viele Kostüme und noch mehr Kulisse – was braucht es mehr, um mein Serien-Herz glücklich zu machen. 

Die Story ist hollywood’esk, aber das stört nicht, das Setting macht die historische Untreue wett. 

„Game of Thrones“-Fans werden ihre Freude haben, denn mit Alexander Siddig und Nonso Anozie spielen zwei GoT-Charaktere mit (beide allerdings nicht gerade als Sympathieträger angelegt). 

… aber ehrlich: Der massive Einsatz der Schminke an Männern nervt. Guyliner steht nur Floki!

„Tut“ läuft aktuell bei Amazon Instant Video. 

  
Foto: spike.com

„Turn“ – Als die USA noch nicht die USA waren…

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Von dem amerikanischen Unabhängigkeitskampf hab ich eigentlich nur das Bild „Washington überquert den Delaware“ im Kopf. Ja, dazu noch die Franzosen, die sich auf die Seite der Kontinentalarmee schlagen, General von Steuben… die groben Infos und Daten sind bekannt. Aber von einem Culper-Ring habe ich noch nie etwas gehört.

„Turn: Washington’s Spies“ beleuchtet die Hinter- und Abgründe, die sich am Rand des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes auftun: Protagonist ist Abe Woodhull, der eher zufällig zum Spion für die Kontinentalarmee wird. Nicht von seinen Taten an sich überzeugt, aber von der Idee, dass eine britische Herrschaft nicht das Maß aller Dinge ist, lässt er sich einweisen in das Leben als Spion. Ihm zur Seite stehen mehr oder minder freiwillige Helfer, aber auch Mitglieder der Armee. Natürlich gibt es auch Gegenspieler, und das in allen möglichen Facetten: Ein Gegen-Spionagering-Chef, ein Major, der der Krone treu ergeben ist, aber die Schattenspiele noch nicht ganz durchschaut, und der obligatorische sadistische Gegenspieler.

Vermutlich kennt sich jedes amerikanische Schulkind mit der Geschichte des Culper Rings aus, für mich ist sie absolutes Neuland und daher äußerst spannend. Die einzelnen Folgen haben keinen echten Haupt-Plot, vielmehr ist es eine Geschichte, die sich immer weiterspinnt. Die meisten Figuren sind historisch oder zumindest historisch angelehnt (ich guck ja immer bei Wikipedia nach, wie Filme enden. So schau ich auch hier gerne, was aus den echten Personen geworden ist bzw. welche Abweichungen es gibt). Das Setting, die Kostüme und Kulissen gefallen mir außerordentlich gut, es macht Spaß, ins Jahr 1776 abzutauchen.

Jamie Bell als Hauptdarsteller ist alles andere als mein Favorit, ich mag ihn optisch einfach nicht, aber da kann er ja nix für. Die Nebencharaktere finde ich top-besetzt! Vor allem Samuel Roukin als Captain Simcoe spielt so, dass man ihm jede Sekunde einfach nur eine reinhauen möchte.

Wer Geschichtsserien mag, wird an „Turn“ Spaß haben, für alle anderen ist es eine gut gemachte Kostüm-Schlacht (echte Schlachten kommen übrigens so gut wie gar nicht vor, falls jemand drauf gewartet hat). Läuft bei Amazon Instant Video. Die ersten beiden Staffeln sind für Prime-Mitglieder kostenlos. Eine dritte Staffel wurde bereits angekündigt, sie erscheint 2016.

 

Quelle: AMC

Foto: AMC

Holt die Mistgabeln!!!

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… das war mein erster Gedanke, als ich den Klappentext zu Arto Paasilinna’s Buch „Der heulende Müller“ las. Ich bin vor einigen Jahren das erste Mal in Kontakt mit seinen Büchern gekommen, als mir „Der Sohn des Donnergotts“ in die Hände fiel. Und seitdem bin ich dem Finnen verfallen (gilt das schon als Bewerbung als Bauchbinden-Beschrifter bei „Schwiegertochter gesucht“?).

In „Der heulende Müller“ geht es um einen Einsiedler, der nach dem Krieg in einem finnischen Einöde-Dorf auftaucht und die alte Mühle übernimmt.

Irgendjemand hatte ihn gefragt, warum er in den Norden gezogen sei. Darauf hatte der Müller erwidert, ihm sei im Süden die Mühle abgebrannt, und dabei sei auch seine Frau ums Leben gekommen. Die Versicherung hatte ihm keine von beiden ersetzt.

Und in diesen Paasilinna’esken Stil geht es weiter: Der Müller ist manchmal komisch drauf, behandelt seine Kunden mürrisch, und an ganz schlechten Tagen verkriecht er sich im Wald und heult.

Das ist den meisten Dorfbewohnern entsprechend suspekt, deswegen setzen sie alles dran, ihn zu finden und wegzusperren. Doch Paasilinna’s Protagonisten (Mist! Noch mehr Alliteration) wären nichts ohne die vielen Freunde, die sich irgendwo am Rande der Geschichte bewegen und dem Müller helfen.

Ich. steh. auf. Paasilinna. Ich glaub ja, außer mir kennt den keiner meiner Freunde. Ich liebe seine Art zu schreiben, wie er die Charakter spröde, verquer, aber dennoch sympatisch erscheinen lässt. Dazu kommt ein Handlungsstrang, den sich sonst nur ein Drehbuchautor von „Sharknado 1-63“ ausdenken könnte: verrückt, mit absurden Wendungen, aber irgendwie geht’s immer gut aus.

Wer Arto Paasilinna nicht kennt: Lesen! Humor ist natürlich immer sehr subjektiv, aber wer Literatur abseits der two-line jokes mag, ist bei ihm richtig aufgehoben.

Foto: privat

Foto: privat

Awkward… wie? Nur ein Vokal? Und der auch noch doppelt…?

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Zugegeben – „Awkward“ klingt, als wäre man einer Ente auf den Pürzel getreten… aber die Serien hat’s in sich. Ich hab sie eher zufällig gefunden, als ich bei Amazon Prime Instant Daistimmerwasfürmichdabei Video ein bißchen rumgezappt hab.

Eine MTV-Serie. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Oder auch nicht.

Inhalt: Ein Unfall, der als Selbstmordversuch missgedeutet wird, sorgt dafür, dass Jenna plötzlich an ihrer Schule in aller Munde ist – sehr zu ihrem Missfallen. Dazu kommt die irgendwie-doch-nicht-unerfüllte Schwärmerei für Matty, den coolsten Typen der Schule. Und eine Erzfeindin gibt’s natürlich auch: Sadie, die übergewichtige Cheerleaderin. Dazu noch zwei beste Freundinnen, die mit mehr oder minder sinnvollen Ratschlägen zur Seite stehen:

Auslassungszeichen sind die Huren der Interpunktion.

Insgesamt eine typische Teenie-Serie, die aber von den witzigen Situationen, chaotischen Charakteren und abstrusen Dialogen lebt. Dazu kommt noch der innere Monolog der Hauptdarstellerin, die mit ihrem Heranwachsen hadert und alles sarkastisch kommentiert.

Super für zwischendurch (eine Folge geht etwa 20 Minuten) – und auch durchaus was für Leute, die den hippen Teenie-Serien eigentlich schon längst entwachsen sind.

Quelle: mtv.de

Foto: mtv.de

 

Alter Falter!!

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Meine WG-Erfahrung beschränkt sich auf 2 Monate in München, als ich ein Praktikum bei SAT1/Pro7 gemacht hab. Außer mir noch 2 weitere Mädels, ab und zu mal ein Treffen in der Küche, sonst ging man eher getrennte Wege. War für mich auch ok, ich bin nicht so der WG-Typ… das Zimmer war aber Knaller: Schön groß, Internet mit drin, toll gelegen… Aber hey: 430 Ocken pro Monat… Da kannste im Ruhrgebiet ’ne ganze Wohnung für haben. München halt. 

Deswegen hab ich mich sehr über „Wir duschen am liebsten nackt“ gefreut. Gesammelt und „geschrieben“ von Joab Nist, der auch die Seite notesofberlin.com macht. 

Nist hat verschiedene Wohnungsanzeigen zusammengetragen – und die sorgen für ordentliche Lachkrämpfe:

Ich mach gerne Sport, koche und feier gern und pimmel gerne ohne Grund durch Berlin.

…WTF???

Wobei diese hier meine persönlichen Vorlieben am besten trifft:

Dinge, die wir nicht (oder nur ungern tun): Til-Schweiger-Filme schauen, vor 10 Uhr aufstehen.

Kurzum: ein zauberhaft kurzweiliges Buch, das für viel Spaß beim Lesen sorgt. 

…vielleicht mach ich ’ne WG auf, wenn ich alt bin. So 70 vielleicht… Dann will ich als Mitbewohner ausschließlich Leute, die mit mir zur Mittagszeit und zum Normalo-Feierabend einkaufen gehen. Und wir werden alle einzeln zahlen. Und passend. Das wird ein Spaß!

    
Foto: privat

Schade… 

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Der Titel klang vielversprechend: „Alle doof bis auf ich“ von Dietmar Wischmeyer ist leider nur eine Aneinanderreihung von Empörungs-Episoden. 

Egal ob Tomaten, Flughäfen oder soziale Netzwerke: Jeder kriegt sein Fett weg… allerdings auf so eine stumpfe und gewollt gekünstelte Weise, dass mir das Lesen wirklich schwer fiel. 

Allein für sich – im Radio als Comedy vorgetragen – könnten solche 60-Sekünder ganz nett sein. Aber wenn es um das Anprangern von zeitgenössischen Absurditäten geht: Das können andere besser. 

Schade, denn ich hatte mir mehr erhofft. Ich hab es daher auch nur bis etwa einem Drittel geschafft – für den Rest ist mir mein Urlaub zu schade.

 
Foto: privat